Vor inzwischen fast zwei Wochen, Ende April, fand ein Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft im Lichtenauer Stadtteil Holtheim statt. Bei dem Angriff warfen Jugendliche, die von einer Firmübungsstunde in der benachbarten Kirche kamen, rohe Eier gegen die Fenster der Flüchtlingsunterkunft.
Pascal König vom Paderborner Bündnis gegen Rechts ist betroffen von dem Angriff: „Es macht mich traurig, in der Lokalpresse lesen zu müssen, dass nun auch im Kreis Paderborn eine Flüchtlingsunterkunft angegriffen worden ist. Wenn man sich die Situation von Flüchtlingen in Deutschland anschaut, ist dies kein Einzelfall, die Anzahl der Übergriffe gegen Flüchtlinge nimmt deutschlandweit zu.“
In der jüngeren Vergangenheit gingen immer wieder Angriffe auf Unterkünfte von Flüchtlingen und Asylbewerber*innen durch die Medien. Insbesondere machte ein Fall von Brandstiftung in einem für Flüchtlinge vorgesehenen Mehrfamilienhaus im sachsen-anhaltinischen Tröglitz am 4. April von sich reden. Aber auch in Ostwestfalen gab es dieses Jahr bereits Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte: Im Januar beschoss eine Gruppe junger Männer ein von Flüchtlingen bewohntes Haus in Porta Westfalica mit Paintball-Pistolen und brüllte rechte Parolen. Dabei hat es die Polizei vor Ort nicht für nötig gehalten, das Haus nach dem Angriff zu bewachen, sodass die Täter etwa eine Stunde später wieder vor dem Haus standen und durch Klopfen gegen Türen und Fenster, sowie rassistische Parolen, auf sich aufmerksam machten.
Auch die Kriminalstatistik der Polizei zeichnet ein Besorgnis erregendes Bild: 2014 zählte die Polizei deutschlandweit 162 rassistisch motivierte Angriffe gegen Flüchtlingsunterkünfte. 2013 waren es dagegen lediglich 58 Angriffe. Die Anzahl der Angriffe hat sich 2014 im Vergleich zum Vorjahr also fast verdreifacht, verglichen mit 2012 sogar mehr als versechsfacht (2012: 24 registrierte Angriffe).
Erik Friede (ebenfalls Bündnis gegen Rechts) ergänzend dazu: „Es ist nicht so, dass diese Ablehnung von Flüchtlingen und Angriffe eine rechtsradikale Randerscheinung sind. Der Rassismus, der sich hier entlädt, ist ein Problem, das aus der Mitte unserer Gesellschaft kommt. Die Täter in Holtheim sind offenbar in der Kirche aktiv, was sie jedoch nicht vor rassistischem Denken schützt. Durch Organisationen wie PEGIDA werden Rassismus und Fremdenfeindlichkeit für Durchschnittsbürger anschlussfähig und mit der Identitären Bewegung schafft es die radikale Rechte, Jugendliche durch modernes Auftreten auf der Straße und im Netz anzusprechen. Besonders die Identitäre Bewegung ist für uns in Paderborn ein Thema, da der Leiter der Organisation seit einiger Zeit in Altenbeken gemeldet ist.“
Pascal König zeigt sich entschlossen: „Auch wenn der Anstieg rassistisch motivierter Übergriffe Besorgnis erregend ist, freuen wir uns zu sehen, dass sich vielerorts Menschen dafür einsetzen, die Situation von Flüchtlingen zu verbessern. Dabei dürfen wir es jedoch nicht belassen: Neben dem bürgerschaftlichen Engagement für Flüchtlinge müssen wir uns aktiv gegen Rassismus einsetzen, indem wir auf rechte Strukturen aufmerksam machen und rassistische Denkweisen und Argumentation, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen, aufbrechen.“
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