Zum wiederholten Mal wollen am Samstag, 10. März 2012 fundamentalistische Abtreibungsgegner*innen unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ in der Innenstadt von Münster demonstrieren. Mit ihrem Gebetszug wollen die Veranstalter „EuroProLife“ ein „Zeichen zum Gedenken der 1000 Kinder (Embryonen), die an einem gewöhnlichen Werktag in Deutschland getötet werden“ setzen.

Der Verband „EuroProLife“ besteht aus fundamentalistischen Christ*Innen, die nicht nur das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper der Frau in Frage stellen. Antifeminismus pur paart sich hier mit völkischem Familienverständnis und rechts-konservativen Ideologien. Sie bezeichnen sich selbst als „Lebensschützerinnen und Lebensschützer“. Dabei geht es ihnen eigentlich darum, Frauen das Recht zur Selbstbestimmung über ihren Körper und ihr Leben abzuerkennen und sie zurück an Heim und Herd zu schicken.

In die Mitte der Gesellschaft hinein
An vielen Punkten, an denen die fundamentalistischen Christ*Innen anderen Menschen die Selbstbestimmung und sogar die Existenzberechtigung absprechen, treffen sich diese inhaltlich mit dem rechts-konservativen Mainstream der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Das Problem dabei ist, dass diese Gruppen missionarisch ihre reaktionären Inhalte verbreiten und gezielt versuchen, z.B. über Veranstaltungen und Medienpräsenz wichtige gesellschaftliche Positionen zu besetzen und Einfluss auf Politik und Gesellschaft zu nehmen.

Der „Abtreibungsmord am europäischen Volk“
Homosexualität und Schwangerschaftsabbruch, so der Veranstalter „EuroProLife“, würden zum Aussterben des „europäischen Volkes“ führen. Diese Anschauung, die sich die Reproduktion der eigenen „Rasse“ zur Aufgabe macht, offenbart rassistische Denkmuster und erklärt, warum sich auch in Münster jedes Jahr viele Neonazis dem „Gebetszug “ anschließen. Da überrascht es kaum, dass „EuroProLife“ in Anlehnung an den Begriff Holocaust vom „Babycaust“ spricht und damit den Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus relativiert. Die Übergänge zwischen „EuroProLife“ und Neonazis sind inhaltlich und personell erschreckend oft fließend.

Gegen den 1000-Kreuze-Marsch
Diese patriarchale, sexistische und autoritäre Vorstellung von Familie und Sexualität widerspricht einer eigenverantwortlichen und selbstbestimmten Lebensweise, die die sexuelle Selbstbestimmung ebenso beinhaltet, wie eine bedürfnis- und lebenssituationsorientierte Antwort auf die Frage nach Schwangerschaft oder Elternschaft.

Deshalb fordern wir eine Entscheidungsfreiheit für oder gegen eine Abtreibung ohne Bevormundung. Jede Frau soll selbst über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden können.
Wir wollen eine Gesellschaft in der eine Abtreibung kein gesundheitliches oder ökonomisches Problem für Frauen darstellt und die ohne die Angst vor dem moralischen Stigma zugänglich ist. Wir fordern das Recht auf eine selbstbestimmte Mutterschaft, ohne Eingriffe oder Belehrungen durch den Staat oder religiöse Institutionen.

Wir wollen aber auch eine Gesellschaft in der keine Frau psychische Probleme bekommt, weil sie sich „verpflichtet“ fühlt, abzutreiben, nachdem eine Pränatal Diagnose die Möglichkeit der „Behinderung“ des späteren Kindes ergeben hat.


Darum: „My body, my choice – für ein herrschaftsfreies und selbst bestimmtes Leben!“
Am 10.März in Münster fundamentalistische Christ*Innen abschirmen!