Erneut macht eine Wanderausstellung Halt in der Universität Paderborn
Vom 30.06.2011 bis zum 15.07.2011 in der gesamten unteren Ebene des Hauptgebäudes der Universität

Die Ausstellung basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen, die vor allem aus Zeitungsartikel stammen. Sie dokumentiert das Bild, das sich die Gesellschaft von den Opfern rechter Gewalt gemacht hat: Manche Fälle führten zu öffentlicher Empörung oder waren Anlässe politischer Kontroversen; von vielen der Toten jedoch wurde nie ein Name, nie ein Foto und schon gar nicht ihre Geschichte veröffentlicht. 
»Den Opfern einen Namen geben« wollten die beiden Tageszeitungen »Frankfurter Rundschau«, und »Der Tagesspiegel« als sie am 14. September 2000 eine Chronik von 93 Opfern rechter Gewalt seit 1990 veröffentlichten. Auf diese Chronik greift die Ausstellung maßgeblich, wobei nicht ausschließlich, zurück. Die Chronik entfachte einen politischen Streit, weil das Bundesinnenministerium im gleichen Zeitraum nur 24 Todesfälle durch
rechte Gewalt registriert hatte.
Das ganze Ausmaß systematischer Verdrängung wurde etwa dadurch deutlich, dass das Ministerium nicht einmal den Tod von Farid Guendoul, der von Rechtsextremisten im Februar 1999 in den Tod getrieben wurde, zur Kenntnis genommen hatte. Die »Hetzjagd von Guben« hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht, aber weil die Täter nur der »fahrlässigen Körperverletzung« angeklagt wurden, gab es offiziell kein Opfer.
Im Mai 2001 änderten die Innenminister von Bund und Ländern das System zur Erfassung rechter Straftaten. Die neuen Erfassungskriterien sollten es ermöglichen, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Aber noch im September 2004 bewertete die Bundesregierung nur 39 Fälle seit 1990 als rechtsmotiviert.
Es gibt viele Tote, die niemals Schlagzeilen machten und von deren Schicksal keine Statistik zeugt. Die Ausstellung erinnert an diese Menschen und thematisiert zugleich die anhaltende
Verdrängung rechter Gewalt.

Die gezeigte Version der Ausstellung ist eine vierte Fassung. Sie wurde zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vereins Opferperspektive und im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung im Jahr 2010 überarbeitet. Erfasst wurden dabei jene Todesfälle, bei denen der Tat von Zeugen oder der Polizei eine rechte Tatmotivation zugeschrieben wurde und wenn in den Tatumständen Feindbilder gegen gesellschaftliche Gruppen erkennbar eine bestimmende oder eskalierende Rolle spielten. Zentral war der Nachweis einer rechten Tatmotivation.

Mit dem Zeigen der Ausstellung möchte der AStA noch ein Mal die Gelegenheit nutzen zu verdeutlichen, dass weder rechtes Gedankengut noch rechts motivierte Übergriffe mit der Kapitulation Deutschlands 1945 verschwunden sind.
Es gibt immer noch zahlreiche Menschen, die akribisch am Nationalsozialismus und seiner Ideologie festhalten und für diesen auch über Leichen gehen würden.
Es liegt an uns, ob diesen Menschen noch einmal eine Plattform geboten wird oder nicht.

Falls Interesse besteht, kann eine auditive Führung mit einem MP3-Player im AStA „gebucht“ bzw. ausgeliehen werden.